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Notfallmanagement

Was ist ein Notfall?

Prävention ist das beste Notfallmanagement. Daher thematisieren wir in diesem Kapitel vor allem, was du als Freizeitleitung präventiv unternehmen kannst, damit Notfälle erst gar nicht entstehen. Weiterhin wollen wir dich für den Notfall wappnen, damit du Handlungssicherheit bekommst, wie du im Notfall am besten reagieren kannst. Denn Notfälle können immer und überall auftreten.

Es gibt verschiedene Arten von Notfällen: Kriminelle Notfälle, soziale Notfälle, medizinische Notfälle oder Notfälle, die durch technische Störungen oder Unwetter herbeigeführt werden. Es gibt kleine und große Notfälle.

Wenn du in deiner Leitungsrunde darüber diskutierst, was ein Notfall ist, werdet ihr dabei wahrscheinlich zu unterschiedlichen Definitionen kommen. Das ist völlig in Ordnung, denn es ist oft eine subjektive Einschätzung, was ein Notfall ist.

In jedem Fall solltest du dich nicht davor scheuen, dir Hilfe und Unterstützung zu suchen. Im akuten Notfall solltest du nicht davor zurückschrecken, den Notruf 110 bzw. 112 zu wählen.

Risikoanalyse

Bei der Risikoanalyse gehst du alle Punkte der Organisation und des Programms der Ferienfreizeit chronologisch durch und prüfst, welche Risikofaktoren die einzelnen Punkte beinhalten.

Hierbei kannst du bereits einige Risiken identifizieren und Maßnahmen ergreifen, die das jeweilige Risiko minimieren. Weiterhin kannst du Maßnahmen vorbereiten, die greifen, wenn der mögliche Notfall auftreten sollte.

Am besten führst du diese Risikoanalyse mit mehreren LeiterInnen durch, denn so hast du verschiedene Blickwinkel auf die jeweiligen Situationen und Faktoren.

Auswahl der LeiterInnen

Viele Notfälle ereignen sich aufgrund von menschlichem Versagen. Sollte sich ein Notfall ereignen, ist es wichtig, dass die zuständigen Personen überlegt und verantwortungsvoll handeln. Zwei gute Gründe, um die LeiterInnen einer Freizeit gut auszuwählen.

Auf folgende Kriterien solltest du bei der Auswahl achten:

Ausgebildet

Alle LeiterInnen deiner Freizeit sollten mindestens einen Gruppenleitungsgrundkurs (inklusive einer Präventionsschulung gegen sexualisierte Gewalt) besucht haben. Somit hast du sichergestellt, dass sie alle wichtigen rechtlichen und pädagogischen Grundlagen kennen, um Kinder- und JugendgruppenleiterIn zu sein.

Weiterhin sollten alle LeiterInnen einen aktuellen Erste-Hilfe Kurs vorweisen können, um im medizinischen Notfall Ersthilfe leisten zu können.

Als Freizeitleitung solltest du einen Kurs „Ferienfreizeiten leiten besucht haben.

Volljährig

Selbstverständlich kannst du auch minderjährige LeiterInnen mit auf die Ferienfreizeit nehmen. Allerdings sollten diese LeiterInnen lediglich unterstützend tätig sein und nicht die volle Verantwortung tragen wie alle anderen Leiter*innen.

Für den Betreuungsschlüssel sollten aber nur die volljährigen LeiterInnen mitgezählt werden. Der Gesetzesgeber hat festgelegt, dass in einem Alter von 18 Jahren Personen in der Lage sind, die volle Verantwortung für sich zu übernehmen. Daher empfehlen wir auch erst ab diesem Alter Verantwortung für andere Personen, in diesem Falle Kinder und Jugendliche, zu übernehmen.

Persönliche Eignung

Jede noch so gute Ausbildung befreit nicht von der Pflicht des Trägers zu prüfen, wen er für die Betreuung und Leitung einer Ferienfreizeit einsetzt.

Jede/r GruppenleiterIn sollte sich seiner Rolle bewusst sein und diese verantwortungsvoll und gewissenhaft einsetzen. Ein Mindestmaß an Kompetenz zur Leitung von Kinder- und Jugendgruppen muss vorhanden sein.

Es ist immer noch besser, dass eine Ferienfreizeit nicht stattfindet, als wenn ungeeignete Personen eingesetzt werden.

Vom Träger beauftragt

Die Trägerleitung ist letztendlich für die Ferienfreizeit verantwortlich. Daher muss sie auch Kenntnis darüber haben, wer als LeiterInnen (inklusive Küchenpersonal) die Ferienfreizeiten mitbetreut.

Keine Eintragung im erweiterten polizeilichen Führungszeugnis

Gemäß der Präventionsordnung des Bistums Essen und den entsprechenden Ausführungsbestimmungen ist der Träger bei Übernachtungsveranstaltungen dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass alle mitfahrenden Personen nicht nach bestimmten Paragraphen vorbestraft sind.

Es muss eine Einsichtnahme in das erweiterte polizeiliche Führungszeugnis erfolgen, welches nicht älter als drei Monate vor Beginn der Freizeit sein darf. Die Einsichtnahme und entsprechende fehlende Eintragungen müssen dokumentiert werden.

Wir empfehlen diese Dokumentation langfristig aufzubewahren, um nachweisen zu können, dass der Träger seiner Verpflichtung nachgekommen ist. Die Einsichtnahme und Aufbewahrung muss gemäß des kirchlichen Datenschutzgesetzes erfolgen.

Entsprechende Formulare zur Beantragung des erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses (EFZ) sowie die Präventionsordnung und Ausführungsbestimmungen findest du auf der Homepage des Bistums Essen im Bereich Prävention gegen sexualisierte Gewalt.

Besuch von Schulungen

Um Notfälle nach Möglichkeit zu vermeiden, sollte folgendes Wissen zu folgenden Schulungen in eurer Leiterrunde vorhanden sein und zur praktischen Anwendung kommen:

  • Erste-Hilfe-Kurs
  • Küchenbelehrung nach § 43 Abs. 1 IFSG
  • Präventionsschulungen gegen sexualisierte Gewalt für Kinder- und Jugendgruppenleitungen
  • Gruppenleitungskurs
  • Freizeitleitungskurs

Notfallplan

Ein Notfallplan ist ein möglichst übersichtlicher Plan, auf dem alle wichtigen Notfallkontakte notiert sind und das Verhalten im Notfall beschreibt.

Dieser Plan sollte allgemein zugänglich sein, sowohl für die LeiterInnen als auch für die Kinder und Jugendlichen. Kinder und Jugendliche können auch gute ErsthelferInnen sein. Daher solltet ihr sie beim Notfallmanagement immer mit im Blick haben und entsprechend informieren.

Am Anreisetag solltest du in der gesamten Runde informieren:

  1. Wo der Notfallplan hängt,
  2. welche Infos auf dem Notfallplan zu finden sind,
  3. wo die Fluchtwege, die Feuerlöscher und die Erste-Hilfe-Kästen sind und
  4. was in einem Notfall zu tun ist (Handlungskette).

Folgende Infos und Kontakte sollten auf dem Notfallplan stehen:

Freizeitangaben

  • Bezeichnung der Veranstaltung
  • Adresse der Unterkunft
  • Name der Freizeitleitung mit Mobilnummer
  • Teilnehmendenanzahl
  • Notfallkontakt des Trägers „zu Hause“
  • Kontaktdaten der Pressestelle des Bistums

Notfallnummern

  • Telefonnummer Notruf
  • Kontaktdaten der umliegenden Krankenhäuser
  • Kontaktdaten der wichtigen Ärzte (Kinderarzt, Zahnarzt, Giftnotruf, etc.)
  • Kontaktdaten mit Öffnungszeiten der Apotheken, inklusive Apothekennotdienst

Verhalten im Notfall

Handlungskette bei einem Notfall:

  1. Ruhe bewahren
  2. Kinder aus dem Gefahrenbereich bringen
  3. Erste Hilfe leisten
  4. Notrufnummer wählen:
  • Wer meldet?
  • Was ist passiert?
  • Wo ist etwas passiert?
  • Wie viele Personen sind verletzt?
  • Warten auf Rückfragen?

Erste Hilfe

  • Name der ausgebildeten ErsthelferInnen
  • Standort von Erste-Hilfe-Kasten, Feuerlöscher und Notfallmappe

Checklisten

Checklisten sind praktisch, um nichts zu vergessen und nicht jedes Mal neu denken und überlegen zu müssen. Sie helfen dabei, Freizeiten vorzubereiten und können nicht unwesentlich dazu beitragen, Notfälle zu verhindern.

Veranstaltungspass

Ein Veranstaltungspass ist ein kleiner Infozettel in Checkkartengröße, auf dem die wichtigsten Daten zur Freizeit notiert sind:

  • Adresse der Unterkunft
  • Name und Mobilnummer der zuständigen Gruppenleitung
  • Notrufnummer

Manche Kinderfreizeiten arbeiten auch mit einem Veranstaltungsbändchen für das Handgelenk, da es nicht so schnell verloren gehen kann.

Bei Jugendfreizeiten kann auch eine digitale Form gewählt werden.

Sinn und Zweck eines Veranstaltungspasses ist es, dass sich die Kinder und Jugendlichen im Notfall Hilfe holen können (zum Beispiel, wenn sie bei einer Stadtralley verloren gehen).

Notfallmappe

In der Notfallmappe sind alle wichtigen Unterlagen zum Notfallmanagement und zur Freizeit zu finden. Insbesondere sind alle Unterlagen zu den Teilnehmenden dort abgelegt und zwar in ausgedruckter Form.

Bei einem Notfall kannst du diese Mappe mitnehmen und hast alle Unterlagen griffbereit.

Sollte ein Kind einen medizinischen Notfall erleiden, kannst du bei einer gut sortierten Notfallmappe gezielt die Unterlagen des Kindes (Notfallkontakt der Erziehungsberechtigten, Infos zu Allergien und Gesundheit des Kindes, ggf. Krankenkassenkarte und Impfpass) herausgreifen und mit im Rettungswagen ins Krankenhaus nehmen.

Notfallstab

Ein Notfallstab ist eine bestimmte Personengruppe, die für das Notfallmanagement zuständig ist und bestimmte Aufgaben innehat.

Es wird im Vorfeld geklärt, wer welche Rolle und damit verbundene Aufgaben hat. Es sind verschiedene Rollen denkbar. Wir empfehlen, dass es mindestens drei Rollen und Aufgaben gibt:

TrägervertreterIn

Es sollte eine Person des Trägers für die gesamte Dauer der Freizeit telefonisch erreichbar sein, die nicht mit zur Freizeit fährt. Diese Person sollte den Träger vertreten und wichtige Entscheidungen treffen dürfen. Diese Rolle kann zum Beispiel der Pfarrer, der/die Jugendbeauftragte und jemand vom Kirchenvorstand übernehmen.

Diese Person ist nicht am Ort des Geschehens, damit sie einen neutralen Blick auf den Notfall hat und den Verantwortlichen der Freizeit den Rücken frei halten kann. Wichtig ist, dass diese Person vollen Einblick in alle Unterlagen der Freizeit hat (u.a. Teilnehmenden-Liste, Notfallmappe, Programmplanung), im Vorfeld sehr gut über die Aktivitäten während der Freizeit informiert und in der Planung des Notfallmanagements eingebunden ist.

ErsthelferIn

Diese Person ist nicht im Vorfeld bestimmbar. Dennoch sollten alle Leiter*innen darüber aufgeklärt sein, dass es diese Rolle gibt und welche Aufgaben damit verbunden sind.

ErsthelferIn ist der/die LeiterIn, die am nächsten am Notfall dran ist. Er/Sie leistet Erste Hilfe und bringt das Notfallmanagement in Gang.

LeiterIn des Notfallmanagements

Diese Person kann die Freizeitleitung sein. Diese Rolle kann auch von einem Team von zwei Personen wahrgenommen werden, wenn diese Personen sich gut und schnell abstimmen können. Sie leiten das Notfallmanagement vor Ort und organisieren alle wichtigen Maßnahmen vor, während und nach dem Notfall.

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