Auch wenn dein Leitungs-Handeln stark von deiner Persönlichkeit, deinen Erfahrungen und Kompetenzen abhängt, gibt es bestimmte Herangehensweisen an die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Im klassischen Verständnis spricht man von drei Leitungsstilen (die auch als Erziehungsstile bezeichnet werden): autoritär, laissez-faire und partnerschaftlich-demokratisch. Diese Stile beschreiben, wieviel Einfluss die Gruppenleitung auf die inhaltliche Arbeit und die Ziele und Regeln des Miteinanders ausübt. Es sind Idealtypen, d.h. sie kommen in der Realität nicht in Reinform vor, können aber eine Tendenz beschreiben. Daher werden sie im Folgenden mit ihren Vor- und Nachteilen kurz vorgestellt:
Autoritärer Leitungsstil
Der/die GruppenleiterIn bestimmt die Inhalte und geltenden Regeln allein. Die Teilnehmenden haben keine Mitsprache- und Mitbestimmungsrechte, sondern werden nur informiert. Der Stil ist durch Anordnungen und Kontrolle geprägt, nicht durch Diskussion oder eine Begründung des Handelns.
- Vorteile sind eine klare Struktur und Orientierung, feste Regeln, so dass alle wissen, was zu tun ist. Geplante Aktivitäten können ohne zeitintensive Diskussionen durchgeführt werden.
- Nachteile sind, dass die Gruppe dadurch unselbstständig ist/bleibt, den einzelnen Teilnehmenden keine Gelegenheit gegeben wird, eigene Meinungen und Standpunkte zu entwickeln und mit anderen Gruppenmitgliedern Kompromisse auszuhandeln. Eigenverantwortung und Mitbestimmung werden untergraben. Eine so starke Hierarchie mündet häufig in Passivität und Lustlosigkeit, teils auch in Angst und mangelndes Vertrauen gegenüber der Leitung und untereinander.
Laissez-Faire Leitungsstil
Der/die LeiterIn lässt die Gruppe einfach „machen“ (laissez-faire = machen lassen); d.h. er/sie zieht sich aus dem Gruppenprozess heraus, beobachtet die Gruppe gewissermaßen von außen und tut so, als sei er/sie gar nicht anwesend. Auch bei Konflikten wird nicht eingegriffen.
- Vorteilhaft für die Gruppe ist, dass sie viel Freiheit hat, Inhalte und Regeln selbst zu bestimmen und dadurch Selbstständigkeit und Eigenverantwortung gefördert werden können.
- Nachteil: Durch eine fehlende Leitung entsteht schnell eine Überforderung für die Gruppe. Sie ist dann ziel- und orientierungslos, was zu Unzufriedenheit führt. Gerade Schwächere und Minderheiten in der Gruppe haben es schwer, da die Gruppe schnell von den Stärkeren dominiert werden kann, die Grenzen missachten und ihre Interessen durchsetzen wollen.
Partnerschaftlich-demokratischer Leitungsstil
Die Leitung gibt einen Teil ihrer Verantwortung an die Gruppe ab, ohne ihre Führungsposition aufzugeben. Sie bindet die Teilnehmenden in Entscheidungsprozesse ein, leitet dabei an und bringt sich auch selbst mit eigenen Ideen in den Gruppenprozess ein. Dadurch, dass sie aktiv teilnimmt, kann sie die Fähigkeiten Einzelner gezielt fördern oder Schwächeren in der Gruppe Gehör verschaffen.
- Das hat den Vorteil, dass alle Gruppenmitglieder sich gleichberechtigt einbringen können und dadurch die Ideen und Regeln der Gruppe mittragen; es fördert ihre Eigenverantwortung und Kompromissbereitschaft und wirkt i.d.R. motivierend.
- Nachteilig ist, dass der Leitungsstil zeitaufwändiger ist, da viele/alle Entscheidungen diskutiert und ausgehandelt werden. Dies birgt auch die Gefahr von Frustration, Langeweile und Langatmigkeit.
Da alle drei Stile ihre Vor- und Nachteile und damit auch ihre Berechtigung haben, ist keiner der einzig „richtige“ oder sinnvolle Weg, wenngleich sich natürlich der partnerschaftlich-demokratische Leitungsstil als Leitmotiv bewährt hat, da er die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu selbstständigen und selbstbewussten Personen am besten fördert. Je nach Situation gilt es aber abzuwägen, wie du als LeiterIn verantwortungsvoll handeln kannst. Hier kommen wieder deine Kompetenzen ins Spiel: Wann bringt welcher Stil bzw. welche Herangehensweise die Gruppe in ihrer Entwicklung voran? Dabei ist ein Verständnis der Gruppenphasen ein hilfreicher Indikator (Gruppenphasen), aber auch die aktuelle Situation: Bei Gefahren oder am Anfang einer Gruppenstunde, sind klare Ansagen der Leitung häufig wichtig und sinnvoll; wenn die Gruppe an einer Entscheidung arbeitet oder es Konflikte gibt, sollte der/die LeiterIn moderieren und mit der Gruppe im Gespräch sein; wenn die Gruppe sich wohlfühlt, gemeinsam an einer Aufgabe arbeitet oder abends am Lagerfeuer sitzt, kann der/die LeiterIn sich auch einmal herausziehen und die Gruppe „machen lassen“.
Wichtig ist, dass du in ähnlichen Situationen gleich reagierst. „Heute so – morgen so“ bringt Unsicherheit und Orientierungslosigkeit in die Gruppe. Du solltest als Leitung klar und erkennbar sein und Position beziehen, was dir wichtig ist und welche Regeln gelten. Also: Welche Leitungspersönlichkeit bist du?