Praxis-Check

Du willst mit deiner Gruppe zum Thema „Rollen in Gruppen“ arbeiten?

Dies erfordert einiges an Fingerspitzengefühl, damit die Gruppenmitglieder sich nicht in Schubladen gesteckt fühlen oder gar ein ungewolltes Feedback bekommen, mit dem sie nicht umgehen können.

Bei älteren/reiferen Gruppenmitgliedern/Jugendlichen und wenn die Gruppe behutsam und wertschätzend miteinander umgeht, kann die Benennung und Klärung der Rollen den Gruppenprozess voranbringen, für den Einzelnen ein wertvolles Feedback sein und ggf. Veränderungen bewirken. Dies muss/müssen die Gruppe/die einzelnen Gruppenmitglieder aber wollen!

Es gibt viele unterschiedliche Rollen-Benennungen, die sich für die Arbeit mit Jugendgruppen besser eignen als die oben genannten Rollenbeschreibungen. Eine bewährte Methode mit „bildhaften“ Rollenbezeichnungen ist die Schiffs-Reflexion. Hierbei gibt es folgende Rollen:

  • Steuermann
  • Lotse
  • Kapitän
  • Maschinist
  • Steward
  • Koch
  • Matrose
  • Funker
  • Reeder
  • Passagier
  • Varietékünstler
  • Bord-Geistlicher
  • Bord-Arzt

Und ggf. darüber hinaus:

  • Sandbank
  • Eisscholle
  • Sturm
  • Günstige Strömung
  • Einsame Insel
  • Hoher Wellengang

All dies sind Aufgaben auf einem Schiff (bzw. in der Erweiterung auch Rahmenbedingungen einer Schiffsfahrt), die mit einer bestimmten Funktion bzw. mit Eigenschaften verbunden sind, die sich auf ein Gruppengeschehen übertragen lassen. Und wie bei einer Schiffsfahrt eine vielseitige Mannschaft mit all diesen unterschiedlichen Funktionen gebraucht wird, braucht man auch in einer Gruppe unterschiedliche Persönlichkeiten und Eigenschaften, damit die Gruppenstunde bunt, spannend und lebendig ist bzw. bleibt.

Methodisch könnt ihr z.B. ein großes Schiff basteln. Danach macht ihr von jedem Gruppenmitglied ein Foto (alternativ einen Zettel mit Namen) und legt diese um das Schiff herum. Außerdem werden in mehrfacher Ausführung Zettel mit den Rollen (und leere Zettel) dazu gelegt.

Die TeilnehmerInnen sollen nun zu jedem Gruppenmitglied eine Rolle legen. Dazu können sie entweder die vorgefertigten Rollenzettel nehmen oder eine andere Rolle auf einen leeren Zettel schreiben. Dabei dürfen die Teilnehmenden nicht miteinander sprechen. Ggf. können die Zettel auch zunächst verdeckt hingelegt werden. So sollen sich die Teilnehmenden nicht im Vorfeld schon beeinflussen.

Wenn alle ihre Zettel verteilt haben, werden die jeweiligen Rollenzuschreibungen vorgelesen. Die jeweilige Person hat dann die Möglichkeit, sich zu ihren Rollenzuschreibungen zu äußern. Dabei sollten folgende Impulsfragen von den LeiterInnen angesprochen werden:

  • Bin ich über die Einschätzung der anderen erstaunt oder habe ich damit im Großen und Ganzen gerechnet?
  • Welche Rolle hätte ich mir selbst zugeordnet?
  • Bin ich mit meiner Rolle in dieser Gruppe zufrieden?
  • Möchte ich diese Rolle einnehmen oder möchte ich lieber eine andere Rolle einnehmen?
  • Hierbei kann es zu sehr sensiblen Gesprächen und Rückmeldungen kommen. Du als LeiterIn musst darauf achten, dass eine wertschätzende Stimmung herrscht und klar ist, dass die Äußerungen in der Gruppe vertraulich behandelt werden und nicht an Dritte weitergeleitet werden.