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Nachtwanderung

Aufsicht

Nachtwanderungen gehören unter der Perspektive der Aufsichtspflicht zu den problematischen Aktivitäten, da sie eine Menge Risiken und Gefahren bergen.

Die Entscheidung für eine Nachtwanderung sollte immer im Team erfolgen. Über die hier aufgelisteten Punkte solltest du dir mit deinem Team im Vorfeld Gedanken machen.

Nachts gelten nicht dieselben Regeln wie tagsüber. Die Sicht ist erschwert und eingeschränkt, daher solltest du die Kinder und Jugendlichen mehr beaufsichtigen als tagsüber, d. h.

  • mehr Informationen einholen (z. B. über das Gelände) und diese an die Kinder und Jugendlichen weitergeben,
  • klare kurze eindeutige Regeln aufstellen und sich vergewissern, dass die Regeln von allen verstanden wurden,
  • mehr Nachfragen bei den Kindern und Jugendlichen, wie es ihnen geht und
  • mehr Kontrolle, dass alle zusammen sind und sich an die Regeln halten.

Zudem solltest du die Kinder und Jugendlichen nachts nicht alleine (auch nicht in Dreier-Gruppen) losziehen lassen. Wir empfehlen dir, jede Gruppe durch zwei LeiterInnen begleiten zu lassen. Sollte etwas passieren, kann ein/e LeiterIn bei der Gruppe bleiben, der oder die andere kann Hilfe holen.

Sinn und Zweck

Bei vielen Ferienfreizeiten ist es zur Tradition geworden, dass LeiterInnen verschiedene „Spiele“, „Scherze“ oder wie auch immer genannte Aktionen unternehmen, um die Kinder und Jugendlichen zu „ärgern“. Kinder nachts anmalen, Mutproben, Erschrecker-Nachtwanderungen oder Erschrecker-Spiele gehören oft dazu. Fragt man LeiterInnen nach dem Grund solcher Aktionen, bekommt man oft Sätze zu hören wie „Das gehört einfach dazu!“, „Das ist Tradition!“, „Das haben unsere LeiterInnen früher auch mit uns gemacht. Wir fanden es toll!“ oder auch „Das erwarten die Kinder sogar!“.

Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass solche Aktionen grenzwertig sind. Die Grenze zwischen Spaß und Stress ist sehr individuell. Nicht alle Kinder haben die gleiche Grenze von psychischer und seelischer Belastbarkeit.

Viele Kinder haben schon schlechte Erfahrungen mit Unterdrückung, Angstmacherei, Mobbing und dergleichen hinter sich, kommen aus einem Schul- oder Familienalltag, bei dem solche oder ähnliche Formen von Stress an der Tagesordnung sind. Diese Kinder sind dann dankbar für einen Rahmen, der sie schützt. Ebenso kann man Kinder aus der Generation der LeiterInnen nicht mit den Kindern von heute vergleichen. Der Stress und die Belastung, unter denen Kinder und Jugendliche heute stehen, sind andere als in der Generation davor.

Die Frage, die du dir stellen solltest ist: Haben alle Kinder und Jugendlichen Spaß an der Aktion? Am besten tauschst du dich im Team darüber aus, wie eine Nachtwanderung gestaltet sein kann, damit der Spaß und eine tolle Erfahrung für alle gewährleistet sind.

Streckenauswahl

Wir empfehlen dir und deiner Leiterrunde bei Tag die Strecke abzulaufen und sie auf folgende Dinge zu prüfen:

  • im Dunkeln gut begehbar
  • keine Hindernisse (Baumwurzeln, nicht beleuchtete Gegenstände auf dem Weg, steile Hänge, etc.)
  • im Dunkeln erkennbar, wo es lang geht (falls nicht, den Weg ausleuchten!)
  • wenig bis kein Straßenverkehr (Regeln zum Überqueren; Beleuchten der Gruppe für die Autofahrer)
  • Länge der Strecke (im Dunkeln laufen viele Kinder langsamer; Zeit messen)

Zeit

Im Sommer finden Nachtwanderungen oft zu Uhrzeiten statt, zu denen Kinder eigentlich ins Bett gehören. Da Nachtwanderungen zu einer Freizeit dazugehören, kannst du diese dennoch durchführen, wenn

  1. die Uhrzeit so früh wie möglich (bei Einbruch der Dunkelheit) gewählt ist,
  2. die Kinder in ihrem erschöpften Zustand (sie waren schon den ganzen Tag aktiv) nicht zu übermäßigen körperlichen Anstrengungen animiert werden und
  3. die Kinder ausreichend Schlaf bekommen.

Nachtwanderungen sollten also so früh wie möglich und nicht länger als eine Stunde unternommen werden. Am nächsten Tag sollten die Kinder Gelegenheit haben, den fehlenden Schlaf nachzuholen (z. B. morgens ausschlafen oder Mittagsruhe).

Rückweg

Auch der Rückweg sollte gut überlegt sein. Ist die Strecke so gewählt, dass du mit deiner Gruppe wieder bei eurer Unterkunft ankommt? Könnt ihr die Strecke zurücklaufen? Oder braucht ihr einen Rücktransport zur Unterkunft?

Wenn ihr die Gesamtgruppe in Kleingruppen aufteilt, kannst du zum Beispiel einen Transportshuttle zurück zur Unterkunft organisieren. Du benötigst dann wahrscheinlich nur ein bis zwei Kleinbusse oder PKWs. Ausreichend Kindersitze sowie eine ausreichende Versicherung für alle Insassen sollten selbstverständlich in diesem Fall bestehen. Bezieht auch den Rücktransport in eure Zeitplanung mit ein.

Ausleuchtung

Um dich rechtlich abzusichern, muss der Weg klar erkennbar sein. Hindernisse müssen kenntlich gemacht und bei Bedarf die Strecke ausgeleuchtet werden. Wir raten dir dringend ab, Kerzen, Öllampen oder andere brennende Gegenstände jeglicher Art zu benutzen. Sie können, unbeobachtet oder unvorsichtig behandelt, großen Schaden anrichten. Wälder sind im Sommer leicht entflammbar, Kinder oft unaufmerksam und bei Nachtwanderungen eher schreckhaft.

Solltet ihr den Weg oder bestimmte Hindernisse ausleuchten, benutzt Taschenlampen oder Knicklichter. Die begleitende LeiterInnen sollten in jedem Fall eine Taschenlampe oder Smartphone mit Taschenlampenfunktion und ausreichend Akkuleistung mitführen, um in Notfällen eine ausreichende Beleuchtung zur Verfügung zu haben.

Material

Für die meisten Nachtwanderungsarten brauchst du besonderes Material. Gerade Knicklichter sind nicht so leicht zu bekommen. Du erhältst sie zum Beispiel in einem Anglergeschäft. Eine Materialliste kann dir helfen, nichts zu vergessen.

Bei fast jeder Nachtwanderung brauchst du:

  • Taschenlampen (mindestens eine für jede/n LeiterIn)
  • Material zur Wegausleuchtung (z. B. Knicklichter)
  • Material zur Wegmarkierung (z. B. rot-weißes Absperrband)
  • Warnwesten für alle
  • Handys oder Walkie-Talkies zur Verständigung zwischen den LeiterIn
  • evtl. Verkleidung
  • evtl. Fahrzeuge für den Rückweg
  • falls ihr teilweise an einer Straße entlanggeht: Lampen/Blinklichter für die Beleuchtung der Gruppe

Absprachen

Auch wenn die Nachtwanderung von einem kleinen Planungsteam vorbereitet wurde, sollten alle LeiterInnen in die Planung und alle Elemente der Nachtwanderung eingewiesen werden. Am besten gehst du mit allen BegleiterInnen die Strecke bei Tag ab. So können die LeiterInnen angemessen auf die Ängste und Sorgen der Kinder reagieren und an den „richtigen“ Stellen Mut machen oder Sorgen nehmen. Das Vertrauensverhältnis zwischen Kindern und LeiterInnen sollte durch eine Nachtwanderung nicht gestört, sondern gestärkt werden.

Schon bei der Vorbereitung der Gesamtfreizeit solltest du mit dem Großteam entscheiden, was für eine Nachtwanderungsart ihr wählt und wie diese ungefähr aussehen könnte. So sind alle LeiterInnen einverstanden und es gibt nicht kurz vor der Nachtwanderung Konflikte im Leitungsteam. Während der Freizeit (in einer Teambesprechung) kann das Planungsteam dann die gesamte Planung der Nachtwanderung erläutern. Die anderen LeiterInnen haben Zeit, Fragen zu stellen.

Sicherheit

Der Weg, den du für eine Nachtwanderung oder ein Spiel in der Dunkelheit wählst, sollte sich dafür eignen. Du solltest dir das Gelände vorher anschauen und mögliche Gefahrenquellen beseitigen. Sollte dies nicht möglich sein, musst du ein anderes Gelände oder einen anderen Weg wählen.

Die Kinder- und Jugendlichen sollten im Straßenverkehr von anderen Verkehrsteilnehmenden gut gesehen werden. Kümmert euch daher um Warnwesten. Entweder schaffst du sie an und du kannst sie für die nächste Freizeit wiederverwenden oder sie stehen mit auf der Packliste der Kinder und Jugendlichen.

Taschenlampen und Handys sollten erlaubt sein. Ist es einem Kind zu gruselig oder geht es ihm nicht gut, kann er oder sie die Lampe einschalten. Dies kann auch vorher als Regelung vereinbart werden.

Zum Beispiel: Bis zum Waldrand können die Taschenlampen an bleiben (so können die Kinder ihren Spieldrang loswerden), im Wald werden sie ausgemacht. Sobald in einer Gruppe eine Taschenlampe leuchtet, weiß der Rest des Teams, dass in der Gruppe ein Kind Angst hat oder die Gruppe nach dem Weg sucht.

nicht mit wollen

Kinder und Jugendliche, die nicht mit auf die Nachtwanderung kommen möchten, sollten die Möglichkeit bekommen in der Unterkunft zu bleiben. Je nach Anzahl der Kinder und Jugendlichen, die nicht mitgehen, solltest du eine entsprechende Anzahl an LeiterInnen einplanen, die zur Aufsicht zurückbleiben. Am besten sprichst du zuvor im Leitungsteam ab, wer diese Aufgabe übernehmen möchte.

Bei Ferienfreizeiten ist der Gruppendruck oft enorm hoch. Zum Glück werden Kinder und Jugendliche heutzutage sehr demokratisch erzogen, so dass sie es gewohnt sind, ihre Meinung kundzutun. Dennoch fällt nicht jedem Kind oder jedem/r Jugendlichen leicht zu sagen, dass sie lieber nicht mitwollen. Vielleicht stecken auch Gründe dahinter, die der- oder diejenige nicht allen sagen möchte. Dies solltest du respektieren und dafür sorgen, dass andere Kinder, Jugendliche oder MitleiterInnen keinen Druck auf sie ausüben.

Sollte ein Kind oder ein/e Jugendliche/r mitgehen, weil er oder sie überredet wurde, bereut man das oft später, da die Gruppe wegen dieser Person möglicherweise wieder umkehren muss.

Notfallplan

Im Zeitalter des Handys ist es einfacher geworden, in einem Notfall schnell und unkompliziert zu reagieren und Hilfe zu organisieren.

Du solltest testen, ob du auf dem geplanten Gelände oder der geplanten Wegstrecke Handyempfang hast und überlegen, wie der Notfallplan aussieht, wenn du (aus welchem Grund auch immer) keine Möglichkeit hast, dieses zu nutzen.

Zudem sollte es einen Plan geben, wenn ein Kind oder ein/e Jugendliche/r nicht mehr weiter mitgehen möchte. Wie unter „Aufsicht“ bereits beschrieben, ist eine einfache Lösung, immer mit zwei LeiterInnen eine Kleingruppe zu betreuen.

Lust auf was Neues

Der Klassiker ist die „Erschreckernachtwanderung“. Die Kinder und Jugendlichen laufen von LeiterInnen begleitet eine ausgewählte Strecke in der Dunkelheit und werden unterwegs durch andere LeiterInnen erschreckt. Die Kinder und Jugendlichen wissen meist um diese Aktionen und warten schon gespannt darauf. Ist diese Art der Nachtwanderung gut vorbereitet und betreut, kann es die Gruppe zusammenschweißen und die Kinder und Jugendlichen können zeigen, dass sie Mut bewiesen haben.

Lust auf was Neues?! Hier kommen ein paar Ideen:

  • Nachtspiele
  • Schnitzeljagd im Dunkeln mit Knicklichtern
  • erlebnispädagogische Nachtwanderung (ein Stück barfuß laufen, ein Stück einzeln nur an einer Schnur laufen,, Trommeln hören, Tiergeräusche wahrnehmen, etc.)
  • Thema der Freizeit in die Nachtwanderung einbauen (z.B. Piratennachtwanderung, Indianernachtwanderung, Reise um die Welt heute im dunklen Gebirge von Land X ...)
  • Geschichte um die Nachtwanderung (z. B. die Hexe hat unsere Leiterin ... entführt; wir müssen sie wieder finden; auf der Suche treffen wir einzelne Waldbewohner, die uns weiterhelfen)

Hier findest du drei fertige Nachtwanderungen!

Checkliste

Zur Vorbereitung deiner Nachtwanderung findest du alle Punkte nochmal übersichtlich auf einer Checkliste.

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