Im Kapitel „Fähigkeiten und Fertigkeiten“ werden viele Aspekte thematisiert, die relevant sind, wenn du eine Gruppe leitest und führst: Neben dem Erwerb und Ausbau von Kompetenzen geht es um dein Handeln als Leitung und einen sensiblen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen. Mit all diesen Aufgaben und Anforderungen stehst du glücklicherweise nicht alleine da. Zumindest empfehlen wir dringend, in einem Leitungsteam zu arbeiten. Gemeinsam könnt ihr die Aufgabe, eine Gruppe zu leiten, besser bewältigen. Denn in einem Team kommen verschiedene Stärken, Kompetenzen und Charaktere zusammen. Gut funktionierende Teams sind daher erfolgreich und bringen einen Mehrwert für alle: für die Gruppenkinder und -jugendlichen und für die einzelnen Mitglieder im Team. Teamarbeit erfordert Kompromisse, aber sie entlastet und macht vor allem Spaß.
Ein Team setzt sich wünschenswerterweise wie folgt zusammen (auch wenn wir wissen, dass dies nicht immer möglich bzw. realistisch ist):
Ein solches Leitungsteam ist für die Arbeit enorm hilfreich und wertvoll: Als Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen könnt ihr euch gegenseitig unterstützen und Verantwortung teilen. Ihr habt immer einen zweiten Blick und eine zweite Meinung, wenn Konflikte in der Gruppe herrschen oder Probleme auftreten, egal ob es darum geht, dass ein Kind vielleicht nach Hause gebracht werden muss, weil es sich verletzt hat oder ob Jugendliche sich „zoffen“ oder einzelne Teilnehmende das Gruppengeschehen stören – im Team könnt ihr euch beraten, aufteilen und (hinterher) gemeinsam die Situation reflektieren. Und auch für die Kinder/Jugendlichen hat es viele Vorteile: Nicht immer stimmt die Chemie zwischen dir und jedem einzelnen Kind/Jugendlichen. Dann ist es hilfreich, wenn diese zwischen verschiedenen Bezugspersonen wählen können – und auch ihr als LeiterInnen euch überlegen könnt, wer z.B. zu einem besonders stillen oder anspruchsvollen Kind am besten Zugang findet. Auch wenn alles gut läuft: Es macht einfach mehr Laune, in einem Team Spiele, Aktionen usw. für die Gruppe auszudenken, zu planen und umzusetzen.
Gleichzeitig erfordert es aber auch weitere Kompetenzen von dir als Einzelperson. Damit ihr als Team gut zusammenarbeiten und eure jeweiligen Stärken einsetzen könnt, sind einige Voraussetzungen wichtig:
Teamarbeit erfordert also neben den Gruppenstunden zusätzliche Arbeit. Ihr müsst euch Zeit nehmen, um euch auszutauschen, abzustimmen, zusammen zu planen und auch den einen oder anderen Kompromiss auszudiskutieren.
Für eine gute Teamarbeit ist es wichtig, dass ihr regelmäßig Teamsitzungen macht, also Treffen einberuft, in denen ihr euch Zeit nehmt, die anfallenden Aufgaben im Team zu besprechen, Gruppenstunden vorzubereiten und euch als Team (besser) kennenzulernen. Dafür reicht es in der Regel nicht, dass ihr euch vor oder nach der Gruppenstunde „mal eben“ eine Viertelstunde zusammensetzt. Idealerweise vereinbart ihr regelmäßige Treffen, bei denen ihr in entspannter Atmosphäre und ohne Zeitdruck planen, diskutieren und euch beraten könnt.
Eine effektive Sitzung sollte einigermaßen strukturiert ablaufen: Stellt eine Tagesordnung auf, bei der jede/r MitleiterIn ihre/seine Anliegen einbringen kann, haltet die Ergebnisse in einem Protokoll fest und überlegt euch, wer die einzelnen Punkte moderiert oder ob eine Person die Sitzungsleitung übernimmt. Dabei solltet ihr auch auf die Zeit achten, denn ein festgelegter Endpunkt ist oft für die Arbeitsfähigkeit sinnvoll.
Folgende Aufgaben habt ihr im Team, die mal mehr, mal weniger Zeit in Anspruch nehmen:
Damit hat ein Team eine ganze Reihe von Aufgaben zu bewältigen. Dies und auch eure unterschiedlichen Persönlichkeiten führen dazu, dass es in einem Team nicht immer nur reibungslos abläuft. Jede/r hat andere Ressourcen, Grenzen und Motivationen, die sie/er in die Arbeit miteinbringt (Zum Kapitel Meine Motivation) Diese sollten im Leitungsteam möglichst transparent gemacht und von den anderen MitleiterInnen respektiert werden. Wo Menschen miteinander um den besten Weg ringen, entstehen auch Konflikte. Meinungsverschiedenheiten haben einen großen Vorteil: Dadurch werden Punkte von vielen Seiten betrachtet und hinterher gut durchdachte Entscheidungen getroffen. So kommen entweder tragfähige Kompromisse zustande oder eine Partei kann auch mal mit gutem Gefühl nachgeben, denn auch wenn sie die Sache anders angegangen hätte, kann sie mitgetragen werden, wenn die Beweggründe der MitleiterInnen nachvollziehbar sind. Wenn aber aus solchen Meinungsverschiedenheiten handfeste Konflikte werden und die Fronten sich verhärten, solltet ihr euch Unterstützung holen. Bittet eine neutrale, von allen akzeptierte Person, euch bei einer Teamsitzung zu begleiten und zu vermitteln. Das kann jemand aus der Leiterrunde sein oder vielleicht der/die Jugendbeauftragte eurer Pfarrei. In solchen Fällen könnt ihr euch auch immer an das Referat für die Förderung und Qualifizierung ehrenamtlich Engagierter (www.jugend-im-bistum-essen.de/qualifizierung) wenden, wo man euch beraten und Hilfe vermitteln kann.
Dabei sei auch gesagt: Nicht jeder Konflikt kann gelöst werden; nicht jeder/jede kann mit jedem/jeder zusammenarbeiten – und ihr seid ein ehrenamtliches Team, das Spaß an der Sache haben soll! Wenn die Grundlage für die Zusammenarbeit nicht (mehr) gegeben ist, ist es sinnvoller, Leitungsteams in der Leiterrunde neu zusammenzustellen oder im Extremfall – wenn auch Vermittlungsversuche nicht geholfen haben – sich von einem/ einer MitleiterIn zu trennen, wenn ihr der Meinung seid, dass er/sie für das Team nicht mehr tragbar ist.
Bist du selbst in einem Team, in dem du dich nicht wohl, nicht gehört oder immer wieder missverstanden fühlst, solltest du dies selbstverständlich bei deinen MitleiterInnen ansprechen. Versuche ihnen möglichst konkret zu erklären, was dich stört bzw. warum du dich unwohl fühlst und bitte sie um Feedback, wie sie dich und dein Verhalten wahrnehmen. So hast du eine Selbst- und eine Fremdeinschätzung der Situation und ihr könnt nun möglichst gemeinsam überlegen, was ihr wie ändern könnt und wollt. Mit der Methode der kollegialen Beratung kannst du dich auch von anderen KollegInnen, FreundInnen oder MitleiterInnen, die nicht Teil deines Teams sind, beraten lassen.
Wichtig ist, dass ihr Konflikte nicht vor der Gruppe austragt. Wenn ihr euch vor den Kindern/Jugendlichen in zentralen Punkten widersprecht oder „in die Pfanne haut“, bekommen diese das sehr schnell mit und ihr lauft Gefahr, dass sie euch gegeneinander ausspielen und einzelne LeiterInnen nicht mehr ernst nehmen. In wichtigen Entscheidungen müsst ihr als Leitungsteam eine gemeinsame Linie vertreten, da unterschiedliche Meinungen, zum Beispiel was Regeln betrifft, die Gruppe verunsichern und das Arbeiten erschweren. Wenn ihr als LeiterInnen unterschiedlicher Meinung seid, ist das völlig okay, und ihr könnt das auch (je nach Thema und Reife der Kinder/Jugendlichen) vor der Gruppe transparent mache. Allerdings solltet ihr klarstellen, dass ihr euch im Team auf eine gemeinsame Position geeinigt habt und dass die nun auch gilt. Der Konflikt an sich gehört nicht in die Gruppe, sondern sollte im Team bleiben und dort geklärt werden.