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Leiten im Team

Einleitung

Im Kapitel „Fähigkeiten und Fertigkeiten“ werden viele Aspekte thematisiert, die relevant sind, wenn du eine Gruppe leitest und führst: Neben dem Erwerb und Ausbau von Kompetenzen geht es um dein Handeln als Leitung und einen sensiblen Umgang mit den Kindern und Jugendlichen. Mit all diesen Aufgaben und Anforderungen stehst du glücklicherweise nicht alleine da. Zumindest empfehlen wir dringend, in einem Leitungsteam zu arbeiten. Gemeinsam könnt ihr die Aufgabe, eine Gruppe zu leiten, besser bewältigen. Denn in einem Team kommen verschiedene Stärken, Kompetenzen und Charaktere zusammen. Gut funktionierende Teams sind daher erfolgreich und bringen einen Mehrwert für alle: für die Gruppenkinder und -jugendlichen und für die einzelnen Mitglieder im Team. Teamarbeit erfordert Kompromisse, aber sie entlastet und macht vor allem Spaß.

Voraussetzungen für gute Teamarbeit

Ein Team setzt sich wünschenswerterweise wie folgt zusammen (auch wenn wir wissen, dass dies nicht immer möglich bzw. realistisch ist):

  • Ein Team besteht aus mindestens zwei und i.d.R. höchstens vier bis fünf Personen. Optimal ist häufig eine Dreier- oder Vierer-Konstellation, je nach Gruppengröße. Bei Ferienfreizeiten variieren die Teamgrößen, gerade wenn ihr mit einer großen Gruppe von Kindern und Jugendlichen unterwegs seid.
  • Wenn möglich, sollten sowohl Leiter als auch Leiterinnen in einem Team zusammenarbeiten.
  • Auch unterschiedliche Alters- und Erfahrungsstufen sind hilfreich, so dass „alte Hasen“ neue LeiterInnen anlernen und unterstützen können und diese wiederum neuen Schwung und neue Ideen mit ins Team einbringen.
  • Auch ein gewisser Altersabstand zwischen LeiterInnen und Teilnehmenden ist erfahrungsgemäß sinnvoll (mind. drei Jahre).
  • Zudem sollten sich die Teammitglieder nach Möglichkeit mit ihren jeweiligen Stärken und Schwächen gut ergänzen.

Ein solches Leitungsteam ist für die Arbeit enorm hilfreich und wertvoll: Als Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Kompetenzen könnt ihr euch gegenseitig unterstützen und Verantwortung teilen. Ihr habt immer einen zweiten Blick und eine zweite Meinung, wenn Konflikte in der Gruppe herrschen oder Probleme auftreten, egal ob es darum geht, dass ein Kind vielleicht nach Hause gebracht werden muss, weil es sich verletzt hat oder ob Jugendliche sich „zoffen“ oder einzelne Teilnehmende das Gruppengeschehen stören – im Team könnt ihr euch beraten, aufteilen und (hinterher) gemeinsam die Situation reflektieren. Und auch für die Kinder/Jugendlichen hat es viele Vorteile: Nicht immer stimmt die Chemie zwischen dir und jedem einzelnen Kind/Jugendlichen. Dann ist es hilfreich, wenn diese zwischen verschiedenen Bezugspersonen wählen können – und auch ihr als LeiterInnen euch überlegen könnt, wer z.B. zu einem besonders stillen oder anspruchsvollen Kind am besten Zugang findet. Auch wenn alles gut läuft: Es macht einfach mehr Laune, in einem Team Spiele, Aktionen usw. für die Gruppe auszudenken, zu planen und umzusetzen.

Gleichzeitig erfordert es aber auch weitere Kompetenzen von dir als Einzelperson. Damit ihr als Team gut zusammenarbeiten und eure jeweiligen Stärken einsetzen könnt, sind einige Voraussetzungen wichtig:

  • Ihr solltet euch im Team gut kennen und euch über eure Vorstellungen und Ziele/Wünsche austauschen. Dabei müsst ihr natürlich nicht immer einer Meinung sein, aber bei zentralen Punkten eine gemeinsame Linie finden. Wenn ein Team einfach nicht zusammen passt, wenn ihr völlig unterschiedliche Vorstellungen habt, ist fraglich, ob ihr konstruktiv zusammenarbeiten und dabei noch Spaß haben könnt. Das kriegen auch die Gruppenkinder mit. Dann ist es sinnvoll, möglichst in der gesamten Leiterrunde nach einer Lösung zu suchen und ggf. die Teams neu zusammenzustellen.
  • Besonders wünschenswert ist es, wenn in einem Team Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Charakteren zusammenarbeiten und sich so ergänzen können. Niemand kann alles können oder fühlt sich in jeder Situation wohl – super, wenn dann jemand anders übernehmen kann.
  • Jede/r Einzelne muss dabei kompromissfähig sein. So kann man ein gemeinsames Ziel haben und doch unterschiedliche Herangehensweisen. Hier gilt es, gemeinsam nach dem bestmöglichen Weg zu suchen. Einigkeit ist dabei oft gar nicht erforderlich. Viel wichtiger ist es, dass ihr zu eurer Verschiedenartigkeit steht.
  • Genauso wie in der Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen ist gerade im Team eine wertschätzende Haltung für die Unterschiedlichkeit jedes/jeder Einzelnen grundlegend. Mit Respekt, Authentizität, Verantwortung und Vertrauen könnt ihr den/die andere/n als wertvolle Ergänzung erleben (anstatt seine/ihre differierende Meinung oder Herangehensweise als Blockade wahrzunehmen).

Teamarbeit erfordert also neben den Gruppenstunden zusätzliche Arbeit. Ihr müsst euch Zeit nehmen, um euch auszutauschen, abzustimmen, zusammen zu planen und auch den einen oder anderen Kompromiss auszudiskutieren.

Teamsitzungen

Für eine gute Teamarbeit ist es wichtig, dass ihr regelmäßig Teamsitzungen macht, also Treffen einberuft, in denen ihr euch Zeit nehmt, die anfallenden Aufgaben im Team zu besprechen, Gruppenstunden vorzubereiten und euch als Team (besser) kennenzulernen. Dafür reicht es in der Regel nicht, dass ihr euch vor oder nach der Gruppenstunde „mal eben“ eine Viertelstunde zusammensetzt. Idealerweise vereinbart ihr regelmäßige Treffen, bei denen ihr in entspannter Atmosphäre und ohne Zeitdruck planen, diskutieren und euch beraten könnt.

Eine effektive Sitzung sollte einigermaßen strukturiert ablaufen: Stellt eine Tagesordnung auf, bei der jede/r MitleiterIn ihre/seine Anliegen einbringen kann, haltet die Ergebnisse in einem Protokoll fest und überlegt euch, wer die einzelnen Punkte moderiert oder ob eine Person die Sitzungsleitung übernimmt. Dabei solltet ihr auch auf die Zeit achten, denn ein festgelegter Endpunkt ist oft für die Arbeitsfähigkeit sinnvoll.

Folgende Aufgaben habt ihr im Team, die mal mehr, mal weniger Zeit in Anspruch nehmen:

  • Rückschau und Reflexion der letzten Gruppenstunden. Was ist gut gelaufen? Was ist schlecht gelaufen? Was wollt ihr zukünftig ggf. ändern? Gibt es einzelne Kinder/Jugendliche oder bestimmte Situationen, über die ihr eure Einschätzungen austauschen wollt, um eine gemeinsame Strategie für den zukünftigen Umgang zu entwickeln?
  • Jahresplanung: Mindestens einmal im Jahr (ggf. auch quartalsweise oder jeweils zu den Ferien) solltet ihr einen Plan entwickeln, was ihr wann machen wollt. Dabei geht es nicht um Details, sondern darum, bestimmten Aktionen Platz einzuräumen, rechtzeitig an bestimmte Punkte (wie zum Beispiel eine mögliche Ferienfreizeit) zu denken und grundsätzliche Ziele für einen längeren Zeitraum festzulegen. So verschafft ihr euch einen guten Überblick für die Feinplanung. Dabei solltet ihr die Kinder/Jugendlichen entsprechend ihres Alters mit einbeziehen (Zum Kapitel Kindermitbestimmung)
  • Vorbereitung der kommenden Gruppenstunden: Mit einem guten Jahresplan in der Rückhand könnt ihr die anstehenden Gruppenstunden genauer planen: Was steht an? Projekte, Ausflüge, Aktionen? Welche Spiele spielen wir? Wer im Team bereitet welchen Part vor und leitet ihn an? Muss noch etwas eingekauft, organisiert oder abgesprochen werden? Wer macht das?
  • Vorbereitung und Planung der Ferienfreizeiten: Steht (bald) eine Ferienfreizeit an, bedarf diese besonderer Vorbereitung. Rechtzeitig solltet ihr euch austauschen, wer was leisten kann. Also: Wer fährt mit? Wie bezieht ihr die Kinder/Jugendlichen in die Planung ein? Wer organisiert Platz, Anfahrt usw.? Wer kümmert sich um das Programm vor Ort? Eine solche große Aktion bedarf frühzeitiger Planung und gebündelter Kräfte.
  • Reflexion und Feedback im Team: Neben diesen konkreten Aufgaben solltet ihr euch auch Zeit für euch als Team nehmen, um euch über die gemeinsame Arbeit, eure Ziele und jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse auszutauschen. Also: Was ist gut gelaufen? Was nicht? Wie kommen wir miteinander klar? Spielen wir uns in den Gruppenstunden die Bälle zu oder foulen wir uns gegenseitig? Und wie schaut meine persönliche Situation in nächster Zeit aus? Wieviel Zeit werde ich für Gruppenstunden usw. aufbringen können?

Konflikte im Team

Damit hat ein Team eine ganze Reihe von Aufgaben zu bewältigen. Dies und auch eure unterschiedlichen Persönlichkeiten führen dazu, dass es in einem Team nicht immer nur reibungslos abläuft. Jede/r hat andere Ressourcen, Grenzen und Motivationen, die sie/er in die Arbeit miteinbringt (Zum Kapitel Meine Motivation) Diese sollten im Leitungsteam möglichst transparent gemacht und von den anderen MitleiterInnen respektiert werden. Wo Menschen miteinander um den besten Weg ringen, entstehen auch Konflikte. Meinungsverschiedenheiten haben einen großen Vorteil: Dadurch werden Punkte von vielen Seiten betrachtet und hinterher gut durchdachte Entscheidungen getroffen. So kommen entweder tragfähige Kompromisse zustande oder eine Partei kann auch mal mit gutem Gefühl nachgeben, denn auch wenn sie die Sache anders angegangen hätte, kann sie mitgetragen werden, wenn die Beweggründe der MitleiterInnen nachvollziehbar sind. Wenn aber aus solchen Meinungsverschiedenheiten handfeste Konflikte werden und die Fronten sich verhärten, solltet ihr euch Unterstützung holen. Bittet eine neutrale, von allen akzeptierte Person, euch bei einer Teamsitzung zu begleiten und zu vermitteln. Das kann jemand aus der Leiterrunde sein oder vielleicht der/die Jugendbeauftragte eurer Pfarrei. In solchen Fällen könnt ihr euch auch immer an das Referat für die Förderung und Qualifizierung ehrenamtlich Engagierter (www.jugend-im-bistum-essen.de/qualifizierung) wenden, wo man euch beraten und Hilfe vermitteln kann.

Dabei sei auch gesagt: Nicht jeder Konflikt kann gelöst werden; nicht jeder/jede kann mit jedem/jeder zusammenarbeiten – und ihr seid ein ehrenamtliches Team, das Spaß an der Sache haben soll! Wenn die Grundlage für die Zusammenarbeit nicht (mehr) gegeben ist, ist es sinnvoller, Leitungsteams in der Leiterrunde neu zusammenzustellen oder im Extremfall – wenn auch Vermittlungsversuche nicht geholfen haben – sich von einem/ einer MitleiterIn zu trennen, wenn ihr der Meinung seid, dass er/sie für das Team nicht mehr tragbar ist.

Bist du selbst in einem Team, in dem du dich nicht wohl, nicht gehört oder immer wieder missverstanden fühlst, solltest du dies selbstverständlich bei deinen MitleiterInnen ansprechen. Versuche ihnen möglichst konkret zu erklären, was dich stört bzw. warum du dich unwohl fühlst und bitte sie um Feedback, wie sie dich und dein Verhalten wahrnehmen. So hast du eine Selbst- und eine Fremdeinschätzung der Situation und ihr könnt nun möglichst gemeinsam überlegen, was ihr wie ändern könnt und wollt. Mit der Methode der kollegialen Beratung kannst du dich auch von anderen KollegInnen, FreundInnen oder MitleiterInnen, die nicht Teil deines Teams sind, beraten lassen.

Wichtig ist, dass ihr Konflikte nicht vor der Gruppe austragt. Wenn ihr euch vor den Kindern/Jugendlichen in zentralen Punkten widersprecht oder „in die Pfanne haut“, bekommen diese das sehr schnell mit und ihr lauft Gefahr, dass sie euch gegeneinander ausspielen und einzelne LeiterInnen nicht mehr ernst nehmen. In wichtigen Entscheidungen müsst ihr als Leitungsteam eine gemeinsame Linie vertreten, da unterschiedliche Meinungen, zum Beispiel was Regeln betrifft, die Gruppe verunsichern und das Arbeiten erschweren. Wenn ihr als LeiterInnen unterschiedlicher Meinung seid, ist das völlig okay, und ihr könnt das auch (je nach Thema und Reife der Kinder/Jugendlichen) vor der Gruppe transparent mache. Allerdings solltet ihr klarstellen, dass ihr euch im Team auf eine gemeinsame Position geeinigt habt und dass die nun auch gilt. Der Konflikt an sich gehört nicht in die Gruppe, sondern sollte im Team bleiben und dort geklärt werden.

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