In allen Gruppen ►mehr herrscht Dynamik, das heißt Bewegung und Wirkungszusammenhänge. Jedes einzelne Mitglied wirkt auf das Gruppengeschehen ein und das Gruppengeschehen hat wiederum Auswirkungen auf die einzelnen Mitglieder in dieser Gruppe.
Gruppen, die über einen gewissen Zeitraum zusammen sind und gemeinsam etwas tun und erleben, durchlaufen dabei verschiedene Phasen. Diese Phasen sind Idealtypen, sie verlaufen nie identisch, und doch durchläuft jede Gruppe die fünf Phasen auf irgendeine Art und Weise. Manchmal überspringt eine Gruppe eine der Phasen auch oder fällt wieder in eine Phase zurück, die sie bereits durchlebt hat. Im Großen und Ganzen macht sie aber folgenden Prozess durch:
Wenn du dir als GruppenleiterIn über diese Phasen im Klaren bist, kannst du bewusst das Gruppengeschehen beobachten, Situationen besser einschätzen und dein Leitungsverhalten oder zum Beispiel die Spielauswahl darauf abstimmen. Denn je nachdem, in welcher Phase die Gruppe sich gerade befindet, braucht sie mehr oder weniger (An-)Leitung und Unterstützung durch dich – und dir hilft das Wissen dabei, mit Schwierigkeiten oder Konflikten gelassener umzugehen.
Bedenke dabei, dass die Gruppe sich dieser Gruppenphasen in aller Regel gar nicht bewusst ist bzw. so mit sich selbst beschäftigt ist, dass sie gar nicht darüber nachdenkt. Das ist dein Wissensvorsprung als LeiterIn und als diejenige/derjenige, die/der auch mal die Perspektive wechselt und „von außen“ auf die Gruppe schaut. Erwarte also nicht, dass die Gruppe bemerkt, an welcher Stelle im Prozess sie gerade steht, sondern mach dir als Leitung diesen Wissensvorsprung/Perspektivwechsel zum Vorteil, indem du entsprechend handelst/leitest.
In der Umgangssprache wird der Begriff „Gruppe“ sehr unterschiedlich verwendet, daher möchten wir euch hier ein paar Kriterien vorstellen, die eine Gruppe im Sinne einer Jugendgruppe ausmachen:
Diese Merkmale können je nach Gruppe unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Dadurch unterscheiden sich Gruppen aber von bloßen „Ansammlungen von Menschen“ (wie z.B. wartenden Menschen an der Bushaltestelle).
Charakteristisch für Gruppen ist, dass ihre Mitglieder, also die Personen, im Fokus stehen. Zwar verfolgt eine Gruppe auch eine gemeinsame Aufgabe; sie wird aber nicht für diese Aufgabe geschaffen, so dass sie auch bestehen bleibt, wenn die Aufgabe erledigt ist und sich dann mitunter eine neue Aufgabe sucht (vgl. Kozlowski, S. W.; Bell, B. S.; 2003).
In der Orientierungs- oder auch Anfangsphase lernt die Gruppe sich (neu) kennen.
Auch wenn sich ein Teil der Gruppe bereits kennt (vorher schon befreundet war oder bereits länger gemeinsam Gruppenstunden erlebt), ist ein solcher Zeitpunkt ein Umbruch bzw. ein Neustart für diese Gruppe, die sich nun neu formieren muss.
Kennzeichen
Aufgabe der Leitung
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Nach einiger Zeit des Kennenlernens, schließt sich in der Regel eine Phase des „Machtkampfes“ an. Die Gruppenmitglieder oder zumindest einige Gruppenmitglieder haben (wieder) an Selbstsicherheit gewonnen und zeigen nun ihre Interessen, Wünsche und Bedürfnisse, die sie bisher eher zurückgehalten haben, sehr deutlich. Sie wollen nun herausfinden, wer welche Position in der Gruppe einnimmt und sich ihren Platz/Rolle sichern. (zu Rollen in Gruppen)
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Aufgabe der Leitung
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Wenn sich nach den Auseinandersetzungen in der Machtkampfphase die Beziehungen und Rollen in der Gruppe geklärt haben, entsteht eine hohe Vertrautheit und ein „Wir-Gefühl“ kann wachsen. Stärken und Schwächen der Einzelnen treten in den Hintergrund.
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Aufgabe der Leitung
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Dies ist „die goldene Zeit“ einer Gruppe. Wenn die Vertrautheitsphase positiv verläuft, gelangt die Gruppe in eine Phase, in der jedes Gruppenmitglied in seiner Eigenart und Einzigartigkeit wahrgenommen wird und Selbstbestimmung bei gleichzeitiger Rücksichtnahme auf andere möglich ist. Die Beziehungen, Positionen und Ziele sind klar, die Vertrautheit miteinander groß, so dass die Gruppe sich an ihrem gemeinsamen Ziel orientieren und ins Handeln kommen kann.
Kennzeichen
Aufgabe der Leitung
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Jede Gruppe geht irgendwann auch wieder getrennte Wege; z.B. weil eine gemeinsame Kurswoche/ein Ferienlager endet oder weil das Schuljahr zu Ende geht und nach den Ferien ein Teil der Kinder/Jugendlichen die Gruppe wechselt und neue hinzukommen. Manche Gruppen lösen sich auch durch Aufsplitterung auf, weil das Interesse schwindet oder alles erreicht scheint und sich die Gruppenmitglieder nach und nach anderen Aufgaben widmen bzw. neuen Gruppen anschließen.
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Aufgabe der Leitung
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